Sucht & Suchtmittelkonsum
Sucht umfasst weit mehr als nur die klassischen Abhängigkeitserkrankungen. Sie schließt riskantes, missbräuchliches und abhängiges Verhalten im Umgang mit Suchtmitteln (ob legal oder illegal) sowie nichtstoffgebundene Verhaltensweisen, wie Glücksspiel und pathologischen Internetgebrauch ein. Oft sind dramatische persönliche Schicksale damit verbunden. Sucht betrifft nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Familien, Freundinnen und Kolleginnen. Abhängigkeitserkrankungen sind schwere chronische Krankheiten, die erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen und vorzeitige Sterblichkeit verursachen können (BGM, 2024). |
Einführung
Sucht wird als eine chronische Erkrankung bezeichnet, die durch das zwanghafte Verlangen nach bestimmten Substanzen oder Verhaltensweisen gekennzeichnet ist. Dieses Verlangen führt zu einem Verlust der Kontrolle über den Konsum bzw. das Verhalten und hat oft schwerwiegende physische, psychische und soziale Folgen.
Sucht umfasst sowohl stoffgebundene Abhängigkeiten wie von Alkohol, Nikotin oder illegalen Drogen, als auch nichtstoffgebundene Süchte, wie Glücksspiel, exzessiven Internetgebrauch oder zwanghaftes Kaufen.
Die ICD-10 (Internationale Klassifikation der Krankheiten, 10. Revision) definiert Abhängigkeitssyndrom als eine Gruppe von Verhaltens-, kognitiven und physiologischen Phänomenen, die nach wiederholtem Substanzgebrauch auftreten und typischerweise einen starken Wunsch, die Substanz einzunehmen, Schwierigkeiten, den Konsum zu kontrollieren, anhaltenden Gebrauch trotz schädlicher Folgen, eine höhere Priorität des Konsums gegenüber anderen Aktivitäten und Verpflichtungen, erhöhte Toleranz und manchmal einen körperlichen Entzug beinhalten.
Sucht kann nach Gross (2016) auf drei Ebenen betrachtet werden:
1. Körperliche Ebene: Diese umfasst die körperliche Abhängigkeit und die Veränderungen im Körper durch den Substanzgebrauch. Dazu gehören Entzugserscheinungen und Toleranzentwicklung, bei der immer höhere Dosen benötigt werden, um die gleiche Wirkung zu erzielen.
2. Psychische Ebene: Hierbei handelt es sich um das psychische Verlangen oder die emotionale Abhängigkeit. Betroffene haben ein starkes, unkontrollierbares Verlangen nach der Substanz oder dem Verhalten, das oft zur Stressbewältigung oder als Belohnung genutzt wird.
3. Soziale Ebene: Diese Ebene betrachtet die sozialen Auswirkungen der Sucht. Dazu gehören die Vernachlässigung sozialer und beruflicher Verpflichtungen, Konflikte mit Familie und Freunden sowie sozialer Rückzug und Isolation. Suchtverhalten kann zu erheblichen sozialen Problemen und gesellschaftlicher Stigmatisierung führen.
Durch das Zusammenspiel dieser drei Ebenen wird das komplexe Phänomen der Sucht verständlich und zeigt, wie tiefgreifend die Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen sein können.
Arten von Suchtmitteln
1. Substanzgebundene Süchte
Legale Stoffe
Alkohol
Nikotin
Koffein, Teein
Schnüffelstoffe
Verordnete Medikamente
Illegale Stoffe
Opiate
Kokain und Crack
Cannabis
Hallzuinogene
Synthetische Drogen
Nicht verordnete Medikamente
2. Nicht substanzgebundene Süchte
Spielsucht
Computersucht
Sportsucht
Kaufsucht
Arbeitssucht
Esssucht/Magersucht
> à Polytoxikomanie: Viele Suchterkrankte sind mehrfachabhängig
Ursachen und Risikofaktoren
Zur Entstehung von Sucht tragen mehrere Faktoren bei. Diese lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen:
1. Biologische Faktoren:
- Genetische Veranlagung
- Neurobiologische Veränderungen
- Stoffwechselprozesse
2. Psychologische Faktoren:
- Persönlichkeitsmerkmale (z.B. Impulsivität, geringe Stressbewältigungsfähigkeiten)
- Psychische Erkrankungen (z.B. Depressionen, Angststörungen)
- Traumatische Erlebnisse und chronischer Stress
3. Soziale Faktoren:
- Familiäre Einflüsse und Erziehung
- Soziale und gesellschaftliche Bedingungen (z.B. Armut, Arbeitslosigkeit)
- Verfügbarkeit und Zugang zu Suchtmitteln
- Soziale Netzwerke und Peer-Einflüsse
4. Umweltbedingte Faktoren:
- Lebensumstände und Lebensstil
- Kulturelle und gesellschaftliche Normen und Werte
- Mediale Darstellung und Werbung von Suchtmitteln
Auswirkungen von Suchtmittelkonsum
Körperliche Folgen: Schäden an inneren Organen, Infektionen
Psychische Folgen: Depression, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Verlangsamung, Veränderung der Persönlichkeit
Soziale Folgen: Schulden, Arbeitslosigkeit, Kriminalisierung, Verlust von Freunden
Unterstützung und Hilfsangebote
Nur durch das Eliminieren der Substanz, durch äußere Umstände, wird eine Sucht nicht überwunden
Schritt 1: Eingeständnis der Abhängigkeit
Schritt 2: Suche nach Unterstützung
Professionelle Hilfe erhalten Suchterkrankte durch spezialisierte Beratungsstellen, Psychotherapeutinnen und medizinische Einrichtungen. Diese bieten individuelle Beratungen, ambulante und stationäre Therapieprogramme sowie Selbsthilfegruppen an. Besonders wichtig ist der Zugang zu einer verlässlichen und kontinuierlichen Unterstützung, die sowohl medizinische als auch psychosoziale Aspekte berücksichtigt. Auch Angehörige und Freundinnen finden in speziellen Beratungsstellen Hilfe, um den Umgang mit der Situation zu erleichtern und die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen.
Quellen: Gross, W. (2016). Was Sie schon immer über Sucht wissen wollten. Springer. |